Am 12. August ist der internationale Tag der Jugend. Die Beauftragte der bayerischen Staatsregierung für das Ehrenamt hat sich dafür verschiedene Ehrenämter, in denen Jugendliche tätig sind, genauer angeschaut. Denn, laut dem Freiwilligensurvey Bayern, engagieren sich 54 Prozent der 14 bis 24-Jährigen ehrenamtlich.
Auch die katholische Kirche lebt von Ehrenamtlichen. Ein Bereich, in dem sich fast ausschließlich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ehrenamtlich engagieren ist die Ministrantenarbeit.
Stefan und Theresa haben sich interviewen lassen. Sie erklären, warum Ministrant sein mehr als “nur” den Dienst am Altar umfasst, welche Aufgaben sie in Pfarrei, Dekanat und Diözese wahrgenommen haben oder ganz aktuell wahrnehmen, wie ihre Umwelt auf den ehrenamtlichen Einsatz reagiert und warum sie stolz darauf sind, Ministrant zu sein:
Über den Dienst am Altar hinaus: Das ist für Theresa Hepfengraber (19) und Stefan Heumann (25) das „Ministrantsein“. Der Versicherungskaufmann, der nebenberuflich Wirtschaftspsychologie studiert und die angehende BWL-Studentin, die bis vor Kurzem ihren Bundesfreiwilligendienst in einer heilpädagogischen Kindertagesstätte ableistete, sind bzw. waren in ihrer jeweiligen Pfarrei Oberministranten, sind in der Dekanatsleitung (Dekanat Inntal) tätig und sind im diözesanen Ministrantenverband der Erzdiözese München-Freising im Vorstand engagiert. Dieser Verband ist Deutschlands erster bistumsumfassende Jugendverband für Ministranten und Theresa und Stefan waren bei seiner Gründung 2017 maßgeblich beteiligt.
Für ihr umfassendes Engagement investieren beide jeweils etwa 40 Stunden im Monat. Als Oberministranten leiteten sie die Pfarreigruppen und auf Dekanatsebene sind sie Ansprechpartner für Pfarreigruppen und organisieren Aktionen wie beispielsweise den Dekanatsministrantentag. Auf Diözesanebene treffen sie sich im Vorstand und arbeiten in Arbeitskreisen.
Erwachsene Menschen finden das Engagement von Theresa und Stefan toll. „Sie bewundern mein ausgeprägtes Engagement, die Liebe und die Zeit, die ich investiere“, erzählt Theresa Hepfengraber.
Bei Gleichaltrigen fehle oft das Verständnis für ihre Einstellung zum Glauben und dass sie freiwillig so viel Zeit investiere. Blöde Kommentare musste sie sich schon anhören, weil sie Samstag erst nach der Abendmesse Zeit hatte oder Sonntag um 10 Uhr fit für den Gottesdienst sein wollte. In der Schule wurde sie manchmal in die „brave Schublade“ gesteckt.
Für Stefan Heumann war es in der Realschulzeit mit Gleichaltrigen zuweilen schwierig. „Ministrieren war nicht so cool wie Fußball“, erzählt er. „Es gab viele Vorurteile. Die Gleichaltrigen haben auch nur das reine Messdienen gesehen und nicht die Gruppenarbeit.“ Er sei dann oft in die Offensive gegangen. „Ich habe gesagt: Komm doch mal mit in eine Gruppenstunde und schau es dir an. Aber das wurde dankend abgelehnt.“
Als Gruppenleiter und mit der Gruppenarbeit bekam er aber viel Anerkennung, da konnte er leichter über die Sprüche hinwegsehen. „Da ist das Feeling ganz anders. Man bekommt andere Einblicke und durchlebt selbst eine Entwicklung. Unter den Gleichgesinnten lädt man seine Akkus auf. Man spürt, es gibt noch viele weitere.“
Auf die Frage, warum sie gerne Ministranten sind antwortet Theresa Hepfengraber: „Ich empfinde meinen Glauben als wichtig und Halt gebend. Das Vertrauen, dass Gott mich stets begleitet und dass Gefühl von dazu zu gehören, möchte ich auch meinen Minis vermitteln. Zudem macht es mir sehr viel Spaß, in der Organisation tätig zu sein, zu planen und Gruppen zu leiten. Als Pfarreigruppenleitung kann man „im geschützten Rahmen“ sich selbst ausprobieren und in meinem Engagement konnte ich viele neue, unbekannte Arbeitsfelder ausprobieren. Durch mein Engagement habe ich viele neue Menschen kennengelernt und Freundschaften knüpfen können. Außerdem war und ist mein Ehrenamt für mich persönlichkeitsbildend und ermöglicht mir eine äußerst vielseitige Reflexion meines Glaubens. Ich bin der Meinung, Ministrant zu sein umfasst mehr als nur den Dienst am Altar. Ministrant zu sein ist cool.”
Für Stefan Heumann geht sein Engagement als Ministrant auch über das Katholische hinaus. Für ihn sind das Soziale, die Gemeinschaft und die Freunde, die er gefunden hat, sehr wichtig. Er fasst sein Engagement so zusammen: „Es ist Leidenschaft“.
Quelle: https://www.ehrenamtsbeauftragte.bayern.de/ehrenamt-fuer-alle/ehrenamt-woche/index.php